Wärmewende in Deutschland: Mannheims Umstellung auf Gasabschaltung

Der Mannheimer Energieversorger MVV hat angekündigt, sein Gasnetz bis 2035 abzuschaffen. Diese Umstellung ist auf Klimaschutzziele zurückzuführen. Infolgedessen müssen Anwohner und Unternehmen Alternativen zur Gasheizung finden.

Wie vollzieht sich in Deutschland der Übergang zu umweltfreundlicher Heizung?

Das Bundeswärmegesetz trat am 1. Januar 2024 in Kraft und verpflichtet die Bundesländer, dafür zu sorgen, dass die Kommunen Wärmepläne erstellen, die auf eine klimafreundliche Wärmeversorgung bis 2045 abzielen. Der Wärmeverbrauch macht mehr als die Hälfte des gesamten Energieverbrauchs des Landes aus, was dies zu einem bedeutenden Schritt macht. Großstädte (mit mehr als 100.000 Einwohnern) müssen bis Mitte 2026 einen Wärmeplan vorlegen, kleinere Städte haben bis 2028 Zeit. Noch haben nicht alle Bundesländer das Gesetz umgesetzt.

Bis 2028 müssen alle Kommunen ihren Ausstieg aus der fossilen Gasheizung darlegen. Dies ist eine große Herausforderung, da viele Städte noch nach dem besten Weg suchen, um sie umzusetzen.

Städte wie Hannover, Flensburg und Stuttgart sind bereits führend in der Wärmeplanung, und Mannheim reiht sich ebenfalls in diese Liste ein. Kürzlich hat MVV erklärt, dass es sein Gasnetz bis 2035 stilllegen wird.

Warum steigt Mannheim aus dem Gas aus?

MVV begründet diese Entscheidung mit seinem Engagement für Klimaneutralität bis 2035. Dies steht im Einklang mit den politischen und umweltpolitischen Zielen der lokalen Regierung, da der Gemeinderat im März den Wärmeplan der Stadt verabschiedet hat, der Gas nicht mehr als Wärmequelle vorsieht.

Die steigenden Gaspreise sind ebenfalls ein wichtiger Faktor bei dieser Entscheidung. Laut Sebastian Ackermann, Sprecher von MVV, werden die Gaspreise in Zukunft so hoch sein, dass es für Kunden und Unternehmen schwierig sein wird, sie sich zu leisten. Der Gasverbrauch in Deutschland ist im Jahr 2023 im Vergleich zum Vorjahr um 5 % gesunken, und im Vergleich zu 2018-2021 sogar noch stärker, was zum Teil auf steigende CO2-Preise zurückzuführen ist. Da immer mehr Haushalte in Mannheim ihre Gasanschlüsse kündigen, werden die Kosten für die Instandhaltung des Gasnetzes auf immer weniger Menschen verteilt, wodurch es immer teurer wird.

Was sagen die Einwohner von Mannheim dazu?

Einige Menschen unterstützen den Schritt und begrüßen, dass MVV konkrete Schritte zur Erreichung der Klimaneutralität unternimmt. Es gibt jedoch auch erheblichen Widerstand, insbesondere von Anwohnern, die befürchten, dass die Umstellung finanzielle Härten mit sich bringen wird. Gaby Zorz, eine Rentnerin, die am Stadtrand von Mannheim lebt, sagt, dass sie keinen Zugang zu Fernwärme hat und ein neues System installieren muss. „Mein Mann und ich sind beide Rentner. Wie sollen wir uns das leisten können, zumal unser jetziges System noch funktioniert?“, fragt sie.

Neue Vorschriften für Heizsysteme werden 2024 durch das Heizungsanlagen-Gesetz in Kraft treten, und es können finanzielle Hilfen, z. B. aus der Riester-Rente oder Wohn-Riester, zur Verfügung stehen. Mima-Reporter Sven Claas gibt Tipps, was bei einem Systemwechsel zu beachten ist.

MVV ist sich der Unzufriedenheit bewusst: „Wie erwartet gab es erheblichen Widerstand. Aber wir wollen ehrlich und transparent erklären, dass die Beibehaltung der Gasheizung keine zukunftssichere Lösung ist und sogar riskant sein kann“, sagt Ackermann.

Welche Alternativen zum Gas gibt es?

MVV ermutigt seine Gaskunden, auf Fernwärme oder Wärmepumpen umzusteigen. Ziel ist es, dass bis 2035 75 % der Haushalte an das Fernwärmenetz angeschlossen sind – eine Steigerung von 10 % gegenüber dem aktuellen Stand. Um Klimaneutralität zu erreichen, investiert MVV in nachhaltige Fernwärmelösungen wie Wärmepumpen und Geothermie.

Allerdings werden nicht alle Einwohner Zugang zu Fernwärme haben, da das Netz nicht alle Stadtteile erreichen wird. Rund 25.000 Haushalte werden Alternativen finden müssen.

Der Heizungsinstallateur Norbert Ufer aus Mannheim unterstützt seine Kunden regelmäßig bei der Umstellung auf neue Systeme. Derzeit installiert er Wärmepumpen und Biomasseheizungen. Hausbesitzern rät er, sich an Klimaschutzagenturen zu wenden: „Das größte Problem ist derzeit die Unsicherheit. Die Menschen sind sich nicht sicher, ob sie die richtige Wahl treffen. Und wenn man unsicher ist, trifft man oft die falsche Entscheidung“, sagt Ufer.

Quelle: ZDF

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